Abstammung und Geschichte der Alpakas in Kurzform
Aussehen, Größe, Besondere Merkmale
Ernährung
Pflege
Haltung
Verhalten/Aufzucht
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Abstammung und Geschichte der Alpakas in Kurzform
Die frühesten Formen der heutigen Kameliden entstanden vor ca. 35 – 40 Millionen Jahren im heutigen Nordamerika.Vor ca. 2-3 Millionen Jahren wanderte ein Teil dieser „Urweltkameliden“ über die damalige Landbrücke von Alaska nach Sibirien und von dort weiter nach Asien und Afrika.
Dort entwickelten sie sich zu den uns bekannten Großkamelen bzw. Altweltkameliden:
Dem einhöckrigen Kamel (Dromedar) Afrikas und Asiens, welches nur als Haustier bekannt ist, und dem zweihöckrigen Kamel oder Trampeltier, von dem es Haus- und Wildtiere gibt.
Ein anderer Teil der Urweltkameliden ist über Mittel- nach Südamerika gewandert; aus diesen Vorfahren entwickelten sich die südamerikanischen Kleinkamele, die Neuweltkameliden.
In Nordamerika selbst starben die Kameliden vor ca. 12.000 Jahren aus. Zu dieser Zeit existierten in Südamerika bereits die beiden Wildformen der Neuweltkameliden Vikunja und Guanako, aus denen dann die beiden Haustierformen Lama und Alpaka entstanden.
Aufgrund von Knochenfunden geht man davon aus, dass Guanakos bereits vor ca. 7000 Jahren von den Indios domestiziert wurden und in Pferchen gehalten wurden. Schon früh war man sich einig, dass das Lama vom Guanako abstammt, über die Abstammung von Alpakas jedoch herrschte lange Zeit Uneinigkeit. Erst Mitte der 1990er Jahre wurde durch umfangreiche DNA- Tests festgestellt, dass das Alpaka vom Vikunja abstammt.
Lamas und Alpakas gehören zu den ältesten Haustierrassen und versorgten die Indios mit Fleisch, Leder, Wolle und Fellen.
Während Lamas vor allem als Transporttiere wertvolle Dienste leisteten und somit ständigen Kontakt zum Menschen hatten, wurden Alpakas in großen Herden gehalten, die normalerweise nur einmal jährlich gefangen und geschoren wurden. Daraus wird oft gefolgert, dass Lamas dem Menschen gegenüber aufgeschlossener sind, wohingegen Alpakas zwar sehr neugierig, jedoch insgesamt scheuer und auf ihren Sicherheitsabstand bedacht sind.
Zwar fanden schon vor 1900 südamerikanische Kameliden ihren Weg auf die anderen Kontinente, um dort vorwiegend in Zoos oder privaten Tierparks gehalten zu werden, doch erst vor ca. 20 Jahren begann eine sprunghafte Nachfrage. Lamas und kurz darauf auch Alpakas wurden von Chile, Peru und Bolivien in diverse Länder exportiert. Heute sind sie fast auf der ganzen Welt anzutreffen. Die Gesamtpopulation wird auf ca. 4 Millionen Tiere geschätzt.
Aussehen, Größe, Besondere Merkmale
Es gibt zwei Alpakatypen, das Huacaya und das Suri, wobei Suri Alpakas nur mit einem Anteil von ca. 10% an der Gesamtpopulation vertreten sein sollen.
Suris unterscheiden sich vor allem in der Bewollung. Die Haare drehen sich in Locken und hängen dicht am Körper nach unten, so entsteht entlang der Wirbelsäule ein Mittelscheitel. Die Haare haben keine Kräuselung (Crimp), dafür jedoch einen ausgeprägten Glanz.
Huacaya Alpakas sind am ganzen Körper dicht bewollt, je nach Alter und Typ kann die Behaarung jedoch unterschiedlich ausgeprägt sein.
Die Körpergröße (Stockmaß/Widerristhöhe) beim erwachsenen Alpaka reicht von ca. 80 bis 100 cm. Das Gewicht eines ausgewachsenen Alpakas reicht von ca. 45 bis 85 kg.
Kameliden gehören zu den Paarhufern, Unterordnung Schwielensohler (Typoloden).
Wenn man die Füsse von unten betrachtet, sieht man zwei längliche
ledrige Sohlen die vorne von jeweils einem Nagel geschützt werden. Durch
ihre weichen Sohlen verursachen Alpakas im Gegensatz zu Huftieren kaum Trittschäden.
Wie alle Kameliden haben Alpakas sehr große Augen, die meist dunkelbraun, -grau oder schwarz sind. Manchmal sieht man auch hellblaue Augen, was zwar optisch durchaus interessant aussehen kann, jedoch möglicherweise mit einem Erbfehler verbunden ist und daher in der Zucht nicht erwünscht ist.
Alpakas haben nur im unteren Kiefer Schneidezähne, die auf das vordere Ende der Kauplatte im Oberkiefer stoßen sollten. Zahnfehlstellungen wie Über- und Unterbiss sind recht häufig.
Alpakas haben mehrere Gangarten. Beim gemächlichen Dahinschreiten bedienen
sie sich des Passgangs, wenn sie es eilig haben, verfallen sie in Galopp.
Es gibt eine weitere, nur schwer zu beschreibende Fortbewegungsweise, die
in einem amerikanischen Artikel mal als „stotting“ bezeichnet
wurde.
Meist fängt es an, indem ein Jungtier übermütig losgaloppiert
und dann mit allen vier Beinen in ein federndes Springen verfällt. Davon
lässt sich dann meist die ganze Herde anstecken und alle drehen gemeinsam
ihre Runden immer wieder unterbrochen von übermütigen Spurts und
Sprüngen.
Es ist ein herrliches Bild und ich kann mir niemanden vorstellen, dem dieser Anblick nicht ein entzücktes Lächeln auf das Gesicht zaubert.
Ernährung
Kameliden kauen zwar wieder, sind aber keine echten Wiederkäuer, sie haben nur 3 Mägen die der Nahrungsaufspaltung bzw. Vorverdauung dienen.
Alpakas stammen aus sehr kargen Regionen, ihr Organismus ist auf sehr gute Futterverwertung ausgelegt. Gras, Rauhfutter in Form von Heu, wie auch frisches Wasser sollte ihnen ständig zur Verfügung stehen, außerdem sollte Mineralpulver und ev. ein Mineralstein angeboten werden.
Die Gabe von Zusatz-und Kraftfutter sollte leistungsgerecht und dem Ernährungszustand angepasst sein. Auch kann ein Zufüttern notwendig werden, wenn nur Magerweiden zur Verfügung stehen.
Pflege
Zur Pflege gehört:
- | regelmäßige Kontrolle von Nägeln, Zähnen,
Ohren und des Ernährungszustandes, wie auch ein prüfender Blick
in Bezug auf äußere Parasiten |
- | regelmäßiger Schnitt der Nägel (Längenwachstum) |
- | jährliche Schur bei Huacaya Alpakas (ältere Huacaya Alpakas
durch verlangsamtes Faserwachstum ev. nur alle zwei Jahre) |
- | Schur bei Suri Alpakas |
- | normalerweise im zweijährigen Turnus |
- | regelmäßige Entnahme von Kotproben um Parasitenbefall festzustellen und ggf. zu behandeln |
Alpakas sind Fluchttiere und somit bemüht, sich körperliche Leiden
möglichst nicht anmerken zu lassen. Wenn man also auf ein Tier trifft,
dem es augenscheinlich nicht gut geht, sollte man schleunigst den Tierarzt
zu Rate ziehen und nicht den weiteren Verlauf abwarten.
Haltung
Alpakas sind Herdentiere und sollten daher keines falls einzeln gehalten werden, wie auch nicht dauerhaft im Stall.
Alpakas können ganzjährig im Freien gehalten werden. Dazu sollte Ihnen ein geeigneter wetterfester Unterstand zur Verfügung stehen.
Verhalten/Aufzucht
Alpakas spucken – aber normalerweise untereinander. Spucken dient als Abwehr, Verteidigung, Dominanzgeste. Normalerweise würde kein Alpaka einen Menschen „einfach so“ anspucken, denn er ist ja kein Artgenosse mit dem die Rangfolge zu klären ist.
Aber es gibt natürlich auch Situationen, wo man damit rechnen sollte, auch etwas abzukriegen.
Manchmal steht man schlicht im Weg, wenn sich zwei nicht einig sind, vielleicht auch im Streit darum wer jetzt ans Futter darf. Allerdings gibt es auch Alpakas die dem Menschen auf diese Weise klar machen wollen, dass z.B. Nägel schneiden im Moment nicht das ist, was sie möchten.
Bei einem fehlgeprägten Alpaka kann es dagegen durchaus zum bewussten
Anspucken des Menschen kommen, da es den Menschen als Artgenossen ansieht
und daher seine Dominanz durch Spucken untermauert.
Fehlprägung entsteht durch zu menschennahe Aufzucht der Babys/Crias (bei
Flaschenkindern ist das Risiko naturgemäß besonders hoch). Es ist
zwar sicherlich zuerst sehr verlockend ein handzahmes Alpakajunges zu haben,
jedoch ändert sich das sehr schnell wenn das Baby dann groß ist
und man es mit einem erwachsenen Alpaka zu tun kriegt, dass nun plötzlich
anfängt zu spucken und zu rempeln um sein Futter zu verteidigen oder
seine Position in der Rangordnung zu verteidigen. Gefährlich kann das
besonders bei Hengsten (bekannt unter „Beserk Male Syndrom“) werden,
da sie nun eventuell den vermeintliche Konkurrenten bekämpfen oder die
vermeintliche Alpakadame decken wollen.
Alpakas sind liebenswerte und neugierige Tiere. Es macht Freude sie zu beobachten
und mit Ihnen umzugehen. Sie sind jedoch keine Kuscheltiere, auch wenn sie
noch so knuddelig aussehen.